Sonntag, 16. Juni 2013

Tolstoi, Leo: Der Tod des Iwan Iljitsch


Iwan hat beruflichen Erfolg und kann sich nun ein angenehmes Leben leisten. Eines Tages erhält er von seinem Arzt eine erschreckende Diagnose. Von da an ist nichts mehr so, wie es war. Die freundlichen Worte seiner Umgebung kommen ihm plötzlich hohl vor. Seine elegante Wohnung, seine Familie und seine Bekannten geben ihm wenig Halt. Allein durch seinen einfachen und frommen Diener Gerasim erfährt er Zuwendung und echte Liebe. 



(zuerst veröffentlicht von parden auf buchgesichter.de am 10.12.2011)


Auf dem Sterbebett bilanziert der 45jährige erfolgreiche Anwalt Iwan Iljitsch sein äußerlich wohlgeratenes Leben und muss erkennen, dass er sich lebenslang getäuscht hat:
Sein Beruf bedeutet ihm nichts, auch die Bindungen zu seiner Familie erscheinen ihm nun herzlos und hohl, Gleichgültigkeit und Eigendünkel beherrschen alles Zwischenmenschliche. Einzig die aufrichtige Sorge des Dieners Gerassim und die ehrliche Trauer seines kleinen Sohnes Wasja versöhnen ihn ein wenig, bis er schließlich stirbt.


Im Anfang wird die russische Welt des Jahres 1880 scheinbar leichthin gezeichnet. Im Verlauf des Erzählens aber wächst dieser Bericht vom langsamen Sterben eines Menschen, immer stärker sich vergeistigend, aus Äußerlichem hin zum innersten Wesen. Im Zustand körperlicher und seelischer Not erscheint Iwan Iljitsch sein spießbürgerliches Dasein fraglich und widerlich.
Iwan Iljitschs Ausweglosigkeit, die Steigerung seiner Todesangst durch die stete Zunahme seiner Schmerzen zur Qual, löst sich schließlich in einem Schrei, der drei Tage und Nächte anhält. Letztlich erkennt Iwan Iljitsch die Wahrheit des Todes als Erlösung von einem stumpf und leer gewordenen Leben...


Die Verdrängung der wichtigsten Fragen - der nach Leben und Tod - sowie die innere Leere bei äußerer Betriebsamkeit und geselschaftlicher Aktivität, war in den Augen Tolstois für das gehobene Bürgertum und den Adel in Russland von 1880 typisch. Sie liefern das Panorama für die höchst daramtische Entwicklung der Erzählung.
Die Todesangst, der Kampf, die Qualen und die entsetzliche Einsamkeit - all dies vermag Tolstoi so zu beschreiben, dass es fühlbar und damit beklemmend wird. Dennoch ist es keine Erzählung der Hoffnungslosigkeit - schließlich kann Iwan Iljitsch ganz ruhig dem Tod ins Auge schauen...


Dies ist das erste Buch, das ich von Tolstoi gelesen habe, und es hat mich sehr beeindruckt. Tolstoi scheint zeitlebens ein Suchender gewesen zu sein - und ich werde mich sicher bald auf seine Spuren begeben und weitere Werke von ihm lesen.
Es lohnt sich durchaus, sich an sogenannte "Klassiker" heranzuwagen!


Ich vergebe für dieses Buch 9 von 10 Punkten!

© Parden



2 Kommentare:

  1. Da müssen wir wohl eine Tolstoi - Autorenseite anlegen. Ich werde mich darum kümmern demnächst.

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  2. So, nun habe ich die Autorenseite mal angelegt. Du kannst sie bei Bedarf ja noch ergänzen... http://karatekadd.blogspot.de/2013/07/tolstoi-lew-oder-leo.html

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