Sonntag, 30. Juni 2013

Ein verrücktes Unterfangen...

EIN VERRÜCKTES UNTERFANGEN...

... habe ich da angefangen. Wen eigentlich kann ich dafür verantwortlich machen? Ach, da könnte ich einige aufzählen. Aber zuerst einmal sei hier ein Blogger namens JAY genannt. Der betreibt den Blog ► SILVAE. Das Wort kommt, bei einem pensionierten Hochschullehrer mit philosophisch - literarischem Hintergrund völlig natürlich, aus dem Lateinischem und bedeutet WÄLDER. Diesen Begriff haben lateinische Dichter manchmal für Gedichtsammlungen verwendet. Das passt insofern, da besagter JAY, der sich sonst ziemlich bedeckt hält, ein sehr breites Spektrum bedient. Grundsätzlich hat es ihm wohl der Kalender angetan. Denn nach dem entscheidet JAY, über Was oder Wen er gerade schreibt. Drauf gestoßen bin ich, als ich nach der ► Souveränen Leserin (Alan Bennett) suchte. Die war auch in diesem Blog hier ►Thema.


Besagter Jay bedient da außerdem ein Thema, welches ich nun so interessant fand, dass ich weiter kramte. Das Thema, welches ich meine ist der amerikanische Bürgerkrieg. Hier ein Beispiel: ► Gettysburg. Ich hatte natürlich den Film ► GETTYSBURG gesehen und ► GODS AND GENERALS ebenso. Ich hab dazu sogar mal eine Geschichte angefangen. Im Rahmen einer Kampagne bei den Buchgesichtern, denen ich nun schon so lange angehöre. (Ja,ja jeder Mann soll ein Buch bauen und ein Haus pflanzen oder wie das war; und dann war da noch was...).

Also, über den Blog des ambitionierten Hamburgers (?) kam ich nun auf den Bürgerkrieg zurück. Dabei las ich, die oben genannten Filme basieren auf, na klar, Büchern. Ein gewisser Jeff ► SHAARA, den es in der deutschsprachigen Wikipedia Enzyklopädie gar nicht gibt, hat dazu zwei Bücher geschrieben. Die heißen: GODS AND GENERALS und THE LAST FULL MEASURE. Aber es sind ja drei. Denn die Bücher des Jeffrey SHAARA wurden um THE KILLER ANGELS drumrum geschrieben.THE KILLER ANGELS ist ist nämlich ein Roman von ► Michael SHAARA. Den nun wieder gibt es in der deutschsprachigen Wiki.

Vater und Sohn schreiben eine Trilogie, die sich vor allem mit ausgewählten Personen befasst, die im Süden aber auch im Norden am Bürgerkrieg teilnahmen. Wie in den Filmen eben. Das weckte natürlich mein Interesse. Nur, die Titel waren in deutscher Sprache nicht zu finden. Allerdings fand ich bei Thalia dann ein eBook, bestehend aus drei Teilen. Dass das Herunterladen diesmal nur mit telefonischer Hilfe der freundlichen Thalia Mitarbeiter gelang, tut nichts zur Sache. 



Nun habe ich auf meinem Thalia Bookreader die CIVIL WAR TRILOGY 3-BOOK BOXSET drauf. EINTAUSENDREIHUNDERTUNDSECHS Seiten amerikanisches Englisch.

Ist euch damit klar, was ich für ein Unterfangen meine? Das wird Jahre dauern, ehe ich das gelesen habe. Erstmal muss ich mir noch ein Wörterbuch zulegen. Vielleicht schaue ich mir die Filme einfach dazu in Englisch an. Hoffentlich wird das nicht ein völlig untauglicher Versuch, meine Englischkenntnisse aufzupolieren. Ich hege die Hoffnung, dass es machbar ist, dies zu lesen, weil ich einerseits die filmische Umsetzung und die Geschichte kenne und andererseits militärische Vokabeln vermutlich eher nicht nachschlagen muss.

Ob ich das durchhalten kann? Drückt mir die Daumen... 

Webseite von Jeff SHAARA

Pickett´s Charge

Nach Picketts Charge sagte der General zu General Lee, dem Oberbefehlshaber der Potomac Armee der CSA (Confederate States Army): "I have no division!" Sie waren im Feuer der Nordstaaten aufgerieben wurden.

Diese Szene ist auf sehr detailiert im Film GETTYSBURG dargestellt.




© KaratekaDD am 30.06.2013





Beason, Pamela S.: Verhängnisvolle Spuren

Der WILDE WESTEN rettet die PUMA CONCOLOR
Eine Rezension zu Pamela S. Beasons VERHÄNGNISVOLLE Spuren
(zuerst veröffentlicht unter buchgesichter.de am 14.06.2013)


Puma concolor – Katzenart, Raubtier, heimisch in Nord- und Südamerika. Dort hinterlässt er in einem National Monument Park VERHÄNGNISVOLLE SPUREN.
Ein kleiner Junge verschwindet in der Nähe eines Campingplatzes. Außerdem existieren in diesem Park mindestens 5 Pumas, die Spuren eines von diesen werden in der Nähe des Campingplatzes gefunden. Der Schluss liegt nahe, es könnte ein Puma den Kleinen verschleppt haben. Oder doch nicht?

Die Wildbiologin Summer „Sam“ WESTIN, als Fotografin und Internetbloggern, bezahlte Bloggerin, wie sie des Öfteren betont, kennt die Puma concolor, die in einer bildhaften und Lust auf mehr machenden Sprache geschilderten Landschaft, leben, hat sie sie doch alle schon fotografiert und beobachtet. Sam, die eine Zeitlang einmal als Rangerin im Park arbeitete, bezweifelt den Angriff und die Verschleppung des Kleinkindes durch eine der Katzen. Nach und nach werden das Basecup, ein Schuh und der Reifen eines Spielzeugautos gefunden, die eindeutig dem kleinen Zack Fisher zugeordnet werden können. Sams Zweifel an der Puma Geschichte werden immer stärker. Inzwischen hoffen Jäger aller Art auf die Erlaubnis, die Katzen zu jagen und eine Trophäe mit nach Hause nehmen zu können. Doch Sam, die inzwischen dem geschniegelten Halblakota und Halbmexikaner Special Agent PEREZ des FBI bei der Suche hilft und mit ihren Zweifeln an der Pumaversion ansteckt, glaubt an eine Entführung. Ihr Motiv für den eigenen Einsatz liegt vor allem darin, dass sie den Kleinen noch gesehen hat, bevor er mit einem Mann im Dunkeln verschwand, von dem Wilderness Westin (ihr Bloggername) annahm, es wäre der Vater gewesen. Als die Jagd eröffnet wird und ihr Freund und Ranger Kent wie auch ein Puma angeschossen werden, beginnt die Zeit mehr als nur zu rennen. Der Junge ist schon seit mehreren Tagen verschwunden…

Über Summer WESTIN hat Pamela S. BEASON bereits ein zweites Buch veröffentlicht. Vermutlich liegt TODESRUF als Rangerin arbeitet, was sie laut dem hier rezensierten Buch seit einiger Zeit nicht mehr tut. Im nächsten Jahr soll bei LXY EGMONT ein weiteres Taschenbuch der Reihe erscheinen, mit dem Titel GEFÄHRLICHE TIEFEN.

es zeitlich vor den VERHÄNGNISVOLLEN SPUREN, da Summer in



Summer WESTIN ist eine Art „investigative“ Abenteurerin, der die bedrohte Tierwelt sehr am Herzen liegt. Damit trifft die Autorin sicherlich den Nerv vieler Leser. Das gleichzeitig spannend geschriebene und mit guten Natur- und Tierbeschreibung versehene Buch ist ein hervorragender Kurzweil. Manchmal hat man den Eindruck von kleinen, einen bestimmten Leserkreis ansprechenden Klischees. Dies betrifft zum Beispiel die sich näher kommenden Hauptfiguren WESTIN und PEREZ. Sams „Widersacherin“ ist die Partnerin des Halbindianers, die FBI – Agentin Nicole, die ihrem Partner schon mal die liegen gelassene Unterwäsche beiseite räumt, ansonsten aber wohl weniger von ihm will.

Es ist bestimmt kein Fehler, sich die anderen nicht allzu dicken Taschenbücher irgendwann einmal vorzunehmen. Ich werde mal nach der eBook – Version schauen.

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Interessant: Sogenannte ► NATIONAL MONUMENT PARKS werden vom ► NATIONAL PARK SERVICE geleitet, der dem Innenministerium der USA untersteht. Sie können laut wikipedia.de Naturdenkmäler aber auch historische Bauten enthalten. In diesem Buch sind es archäologische Siedlungsreste von Ureinwohnern. Während Natonalparks nur mit Zustimmung des US-Kongresses eingerichtet werden können, dürfen die US-Präsidenten NATIONAL MONUMENTS einrichten.

Ach ja, wenn es denn tatsächlich mal Angriffe auf Menschen durch die sogenannten BERGLÖWEN oder SILBERLÖWEN gab, dann waren die Opfer tatsächlich eher Kinder. ► Puma

STOPP: Nicht Vergessen! Danke für den Gewinn durch buchgesichter.de.

Deutsche Nationalbibliothek
► Pamela S. Beason in DNB



© KaratekaDD

Gently, Mary: 1610 - Der letzte Alchimist

Wer eigentlich ist Robert Fludd?

Meine Rezension zu Mary Gentlys "1610 - Der letzte Alchimist" (bereits veröffentlicht unter buchgesichter.de am 02.06.2013)

Der Name dieses Typen kommt, glaube ich sogar in Harry Potter einmal vor. Eine ganz so unbedeutende Figur wird der 1574 bis 1637 lebende britische Philosoph, Theosoph und Mediziner, Robert ►FLUDD, der esoterischem Gedankengut anging, nicht gewesen sein. Gegebenenfalls könnte er 1683 in London auf Giordano ► BRUNO getroffen sein, der war nämlich damals kurz dort. Steht in wikipedia.de.

Ich habe da gleich noch eine Frage: Wer kennt Valentin Raoul St Cyprian Anne-Marie Rochefort de Cossé Brissac? Ich nicht. 1610, das ist eine Zeit, kurz bevor in Frankreich die Musketiere des Alexandre ► DUMAS im Dienste Königs ► Ludwig XIII. stehen, dessen Vater Heinrich 1610 ermordet wurde. Diese Ermordung ist der Ausgangspunkt der Geschichte hier, sie wird historisch genau wiedergegeben und besagter ROCHEFORT ist zumindest mittelbar daran beteiligt. Daher muss er, dessen Name auch der des Widersachers besagter Musketiere ist, und den insbesondere der d´Artagnan auf dem Kieker hat, was hier überhaupt nichts zur Sache tut, fliehen. Er flieht nach England, rettet dabei einen japanischen Samurai (!), der Geschenke für den englischen König mitgebracht hat. Na so was! Außerdem ist ein junges Mannweib, bar jeder Ziererei, das fechten wie der Teufel kann mit von der Partie. Besagter ROCHEFORT trifft auf den oben genannten FLUDD und soll nun den Sohn Elisabeths auf dem englischen Thron ermorden oder besser ermorden lassen. Dadurch soll die Zukunft, welche dieser FLUDD berechnet hat (Nostradamus ist out) in dessen Sinne positiv beeinflusst werden. Obs klappt?

Ganz schön hanebüchen, diese Geschichte. Ohne Ende, obwohl die Geschichte ja weiß, dass ► Jakob I. nicht 1610 ermordet wurde sondern 1625 starb. Außerdem wird die Geschichte des Samurai nicht zu Ende erzählt, was interessant gewesen wäre. Und auch andere Ungereimtheiten machen die Geschichte zu einem Allerweltsbuch, welches nicht unbedingt gedruckt hätte werden müssen. Die Figur des ROCHEFORT allerdings hat mir in einer Hinsicht gefallen: Er ist eine Art Don Quichote, denn obwohl nicht dumm und als Spion und Fechter talentiert, politisch nicht unerfahren, verliert er hier ständig. Vor allem gegen Mademoiselle Dariole de la Roncière, gegen die sein Fleisch einfach machtlos ist. Was der Geschichte eine herb erotische Note gibt.

Nun gut, die englische Schriftstellerin ► Mary GENTLY (geb. 1956) schreibt Fantasy und Science Fiction, über das Jahr 1610 wurden auch noch die Bücher
„1610 – Die Kinder des Hermes“
„1610 – Söhne der Zeit“

Herausgebracht. Vielleicht erschließt sich ja durch deren Lektüre der Sinn der Geschichte.

Wer allerdings für Fantasy-Geschichte auf der Grundlage historischer Ereignisse einen Faible hat, der wird sich vielleicht gut unterhalten fühlen.

PS: wie es aussieht, hat in buchgesichter.de noch keiner was von Mary GENTLE rezensiert. Wundert mich eigentlich, da diese Gemeinde doch als fantasy-besessen bezeichnet werden könnte.

Deutsche Nationalbibliothek

© KaratekaDD; 30.06.2013

Samstag, 29. Juni 2013

Berling, Peter: Franziskus...

FRANZISKUS ODER DAS ZWEITE MEMORANDUM               

(zuerst veröffentlicht unter buchgesichter.de am 16.04.2012)
Wenn ich das richtig überblicke, dann war dieses Buch, das erste Buch, welches der Autor geschrieben hat. Zumindest sagt das der Wikipedia-Artikel.

Es ist damit auch das das erste Buch zum sogenannten Gralszyklus, über den ich schon mehrfach geschrieben habe. Gleichzeitig ist es das letzte Buch, das ich unter diesen gelesen habe. Das ist das Kreuz mit solchen Reihen. Aber BERLING hat ja den Gralszyklus auch immer zwischenzeitlich erweitert. Oder sollte ich schreiben vervollkommnet?
Peter BERLING schreibt, nach dem er eine Rolle im Film ►FRANZISKUS (von Lilivana Cavani - 1989) übernahm, ein Buch über den Heiligen von ► Assisi. Er hatte die Rolle des zeitweiligen Förderers des vermeintlichen Gründers des ORDO MINORUM FRATRES, ► Bischof GUIDO II von ASSISI übernommen.
Spannend und geheimnisvoll, eigentlich eher verschwörerisch, erklärt er zu Beginn, wie es dazu kam. Er will nämlich in STARKENBURG (Montfort - arab. Qal'at Qurein) der Burg des Deutschen Ritterordens im Norden des heutigen Israels, 800 Jahre alte Dokumente gefunden haben: Das Diarium des GUIDI, dort versteckt durch John TURNBULL, auch CHEVALIER DU MONT SION genannt. Reichlich geheimnisvoll darf er zwar das alles später kopieren und übersetzen, aber behalten darf er die Dokumente wohl nicht. Zeigen diese doch, dass es mit dem Heiligen von Assisi und dem nach ihm benannten Orden nicht so ablief, wie es die Annalen der römischen Kirche erzählen.

Nun, der ganze Gralszyklus beruht auf solchen Annahmen und einer großen Lügengeschichte, der Prieure de Sion, der durch LINCOLN, BAIGENT und LIGHT Anfang der 80ziger Jahre in ► DER HEILIGE GRAL UND SEINE ERBEN bekanntgemachten Geheimorganisation, die auch die Grundlage für Dan ► BROWNS DA VINCI CODE lieferte. Wen es näher interessiert, der fange mal an in meinen Rezensionen und Buchgeschichten zu "recherchieren".

Das Buch ist kein typischer Roman. Es sind die chronologisch zusammengestellten Dokumente des GUIDO und seiner Sekretäre, die hier, mit seitlichen Anmerkungen versehen, "abgeschrieben wurden". Da das Buch von Informationen aus der Zeit der Kreuzzüge nur so strotzt und außerdem lateinische Sprüche in Masse aufweist, braucht es natürlich Erklärungen. Diese sind, wie bei BERLING üblich, umfangreich im Anhang dargestellt.
Mikey Rourke als Heiliger Franz (vorn) Peter Berling als Bischof Guido (links)

Hauptpersonen sind der Bischof GUIDO II und FRANZISKUS, Sohn Assisis, der dann zum armut gelobenden Mönch wird. GUIDO stellt sich als dessen Förderer dar, der er vermutlich wohl auch war. Ein fetter, verfressener, den fleischlichen Lüsten gegenüber nicht abgeneigter kleiner Provinzbischof - aber irgendwie sympathisch. Und FRANCES, FRANCESCO, FRANZ - Sohn eines Kaufmanns, dem Leben nicht abgeneigt. Hurenbock, Soldat, Säufer - bis ihn die Erleuchtung überkommt, deren Ergebnis die Schaffung des Ordens der minderen Brüder - des Franziskanerordens - ist. Nur, hat der HEILIGE FRANZ den Orden so gewollt? Wer hat die REGULA nun aufgestellt? Ist es die des FRANZISKUS, oder wie weit hat sich der Kardinal UGOLINO, später Pabst GREGOR IX., da eingemischt?

(Nebenbei: William von BASKERVILLE, der kriminalistische Mönch aus DER NAME DER ROSE war Franziskaner)

Assisi

Wir begegnen im Buch diversen Gestalten, die uns später begleiten werden. Da wäre zum ersten der John TURNBULL (englischer Deckname oder Nome de Guerre), Kathareranhänger und aus einem solchen Geschlecht, Chronist der Albigenserkriege und unermüdlicher Kämpfer für die Aussöhnung der Religionen. So führt der Weg dieses Abenteurers folgerichtig vom Armut gelobenden Franziskus zu Sultan von Ägypten und auch an den Kaiserhof des Staufers nach Palermo. Sein Sohn CREAN wird später Beschützer der "Kinder des Gral".

Außerdem treffen wir auf DIE KETZERIN. Laurence de BELGRAVE, Schwester des GUIDO. Als ÄBTISSIN wird sie auf der Seite der "Kinder des GRAL" stehen. Beider Mutter LIVIA, die Lady d´Abrayville, ist ebenfalls aus dem Roman die KETZERIN bekannt.

Der irre Mönch ROALD of WENDOWER ist auch kein unbekannter, ebenso ist schon vom grauen Kardinal die Rede.

Nicht vergessen wollen wir den ELIA von CORTONA, Generalminister des ► Franziskanerordens und ebenfalls eine bekannte Figur aus den ersten Gralsbüchern.

FRANZISKUS oder Das zweite Memorandum leitet gemeinsam mit dem Roman DIE KETZERIN den großen Gralszyklus ein. Insofern könnte der geneigte Leser mit diesem Buch anfangen, wenn er sich den tausenden Seiten dieses Werkes widmen möchte. zu Empfehlen wäre trotzdem zuerst das Buch RITTER ZUM HEILIGEN GRAB. In diesem geht es um die Gründung des geheimnisvollen Templerordens. Viele Personen des Gralszyklus führen ihren Stammbaum auf die ersten Ritter dieses Kriegerordens zurück.

Interessant ist es allemal. Spannend auch. Anders als der ► DA VINCI CODE. Aber wer den gut fand, der findet auch hier eine Lektüre der besonderen Art. Eine bessere Lektüre: Natürlich ein Muss für Fans von Peter BERLING und Anhänger von ROC & YEZA, den KINDERN des GRAL.

zum Autor
Deutsche Nationalbliothek



© KaratekaDD;
aktualisiert am25.09.16


Berling, Peter: Die Nacht von Jesi

Die Geburt des Stauferkaisers

Rezension zu Peter Berling: DIE NACHT VON JESI

(zuerst veröffentlicht bei buchgesichter.de am 04.08.2010)

Ja, Peter BERLING ist schon ein Autor, der nichts auslässt, wenn es um die Zeit des Mittelalter oder der Kreuzzüge geht. In diesem Buch, das 1996 heraus kam, geht es um Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen. Das ist der, dessen Hof in Sizilien als tolerant und den Wissenschaften in Morgen- und Abendland aufgeschlossen gegenüberstand. Es ist auch der, der als Barbarossa im Kyffhäuser sitzt und darauf wartet, wieder geweckt zu werden, als Retter der Menschheit und ein wahrhaftes Kaisertum zu errichten. Den ► Rotbart, daher Barbarossa, hatte allerdings dessen Großvater. Über beider Bedeutung streiten sich die Gelehrten.


Jesi (Mittelitalien)
Der ► zweite Friedrich soll in ► Jesi geboren sein, einer kleinen Stadt in
Mittelitalien, in der unter anderem eine der ersten Ausgaben der ► GÖTTLICHEN KOMÖDIE von ► Dante Alighieri gedruckt wurde.
Seine Mutter war schon um die vierzig Jahre alt, daher wurden an der rechtmäßigen Geburt Zweifel laut. Viele Kardinäle und Bischöfe sollen zugegen gewesen sein um die Geburt in einem Zelt auf dem Marktplatz in Jesi zu bezeugen. Angeblich wurde das Kind einer Metzgers der Kaiserin, eine Normannenprinzessin von Sizilien, untergeschoben.

Diese Geschichte greift Berling auf und lässt eine Theatergruppe ein Stück (Operette, Theater, Komödie in einem) inszenieren. Da viele Leute, Geldgeber, Stadtrat, vermutlich die Mafia auf die eine oder andere Weise davon profitieren wollen, geht natürlich eine Menge schief. Außerdem ist die bunt zusammen gewürfelte Truppe nicht homogen. Der Produzent ist fett und sexbesessen, der Regisseur ist schwul, die Darstellerin der Kaiserin eine Diva, die der Metzgerfrau eine Einheimische. Das Kind entstammt einer bosnischen Flüchtlingsfamilie. Das Geld ist immer alle, die Kostüme verspäten sich. Das Ganze wird von zwielichtigen Gestalten gefilmt und in Spionageform von anderen Figuren seltsam beeinflusst. Die einheimischen wollen natürlich auch was davon haben und bemühen sich unterschiedlich um Einstellung des Stückes oder Aufführung oder wollen selbst Rollen darin haben. Eigentlich wird jedes Theater- und Filmklischee bedient. Berling muss das ja kennen, er arbeitete schon mit Fassbinder und Kinski und spielte auch in DER NAME DER ROSE.

Doch dann häufen sich die Unfälle und es geschieht ein Mord. Das Stück nähert sich der dunklen Geschichte immer mehr an. Wird es am Ende aufgeführt? Wer wird der Gewinner sein?

Klappentext: "…Schon bald kollidiert die gewaltige, geheimnisvoll-leidenschaftliche Welt des Mittelalters mit unserer auf- und abgeklärten Zeit, und das Ensemble entrückt mehr und mehr der Wirklichkeit. Schlägt da der Fluch durch, der auf dem glanzvollen Geschlecht der Staufer lastet?"

Es ist ein buntes Kaleidoskop, das der Autor hier vorlegte. Seine Faszination für das Mittelalter und die Staufer kommt ganz deutlich zum tragen. Den (Film-) Laien bringt das Buch zum Kopfschütteln und auch mal zum Lachen. wirkliche Geschichtskenntnisse braucht er nicht. Es reicht völlig aus, einmal oder zweimal ► wikipedia.de zu bemühen.

zum Autor 
Deutsche Nationalbibliothek

PS: Das Buch habe ich beim sogeannten Osterwichteln erhalten. Es stand in der Liste "Möchte ich lesen". Das Wichteln ist eine immer mal wiederkehrende Aktion unter Buchgesichtern. Da bedanke ich mich doch mal bei einem Buchgsicht namens Lila73.


© KaratekaDD

Freitag, 28. Juni 2013

Ein Trost für alle SuB-Besitzer?

Ein Trost für alle SuB-Besitzer?

Eine Buchgeschichte zu Umberto Eco´s "Die Kunst des Bücherliebens"
zuerst veröffentlicht unter Buchgesichter.de am 03.09.2011





Nachdem ein Buchgesicht allein zu diesem Buch schon eine Rezension, eine Buchgeschichte und drei Wortgeflüster geschrieben hat ("KaratekaDD erklärt die Sache mit den Büchern" Teil 1-3, köstlich!), habe ich gar nicht für möglich gehalten, dass irgendjemand hierzu noch großartig etwas verfassen könnte.
Nun, großartig ist es auch nicht, aber immerhin blieb ein Aspekt des Buches bislang unbeleuchtet.

Und zwar der Aspekt der Bibliothek. Nein, gemeint ist damit nicht die öffentliche Ausleihanstalt, sondern die ganz private Büchersammlung. Die ja sicherlich von Haushalt zu Haushalt sehr unterschiedlich ausfällt. Während meine Oma ganze 12 Bücher ihr eigen nannte, blickt Eco beispielsweise stolz auf seine 30.000 Exemplare in seiner Mailänder Bibliothek.
Nun, bei mir bewegt es sich irgendwo dazwischen Smiley1

Jedenfalls ist es doch ein bekanntes Phänomen, dass bei einer steigenden Anzahl von Büchern in eigenem Besitz proportional dazu auch die Anzahl der Bücher steigt, die man (noch) nicht gelesen hat. Hier in unseren Kreisen nennt sich das SuB (Stapel ungelesener Bücher) oder - in schlimmeren Fällen - RuB (Regale...) oder gar ZuB (Zimmer...).
Eco mit seinen 30.000 Büchern gesteht ein solches Phänomen ebenfalls ein, wenn auch in weniger umgangssprachlicher Ausdrucksform. Er redet von einer "Unterlassungssünde", aufgrund derer die Bücher ihn jahrelang vorwurfsvoll vom Regal herab ansahen.

Nun, er spricht in der Vergangenheitsform. Nicht etwa, weil er plötzlich eine Methode gefunden hätte, die Zeit anzuhalten und doch alle 30.000 Bücher zu lesen. Oder weil er in einem Anfall von Hoffnungslosigkeit alle Bücher verkauft und sich einem anderen Hobby zugewandt hätte.
Nein, ihn traf eine Erkenntnis. Nämlich die, dass eine häusliche Bibliothek nicht nur ein Ort ist, an dem Bücher gesammelt werden, sondern auch ein Ort, der sie für uns liest. Hm?

Eco wäre nicht Eco, wenn er diese Erkenntnis nicht noch weiter ausführen würde. Ihm sei mehrfach aufgefallen, dass er, wenn er eines dieser vernachlässigten Bücher doch einmal zur Hand nehme und darin herumzulesen beginne, doch schon fast alles kenne, was darin steht.
Über dieses Phänomen hat er nachgedacht und drei mögliche Ursachen dafür herausgearbeitet. Entweder sei bei jeder Berührung des Buches - beim Abstauben oder Zurseiteschieben - der Inhalt desselben gewissermaßen über unsere Fingerkuppen in unser Gehirn gelangt. Oder beim Abstauben und Verschieben des Buches sei doch der ein oder andere Blick auf und in das Buch gefallen. Oder aber man habe im Verlaufe der Jahre andere Bücher gelesen, in denen von dem vernachlässigten Buch die Rede war, und so unbewusst gelernt, was es zu sagen hat. Eco glaubt in Wahrheit, dass alle drei Erklärungen richtig sind und sie auf geheimnisvolle Weise zusammenarbeiten und uns so mit dem Inhalt der ungelesenen Bücher vertraut machen.

An dieser Stelle habe ich erst einmal eine Lesepause eingelegt. Natürlich weiß ich von vielen der ungelesenen Bücher in meiner häuslichen Bibliothek (welch schöner Gedanke...), um was es darin im Wesentlichen geht. Alleine schon dadurch, dass ich zu etlichen dieser Bücher auch bereits Rezensionen gelesen habe.
Aber würde ich deshalb behaupten, schon fast alles zu kennen, was darin steht? Wohl kaum.

Doch dann ist mir eingefallen, worin der Unterschied zwischen Eco und mir liegen könnte - abgesehen einmal von der Bücheranzahl unserer privaten Sammlungen.
Ich wische einfach zu selten Staub!

© Parden






 

Eco, Umberto: Die Kunst des Bücherliebens

Für Umberto Eco ist Büchersammeln ein Akt ökologischer Fürsorge: "Wir haben nicht nur die Wale, die Mönchsrobben und die Bären in den Abruzzen zu retten, sondern auch die Bücher." Wirkliche Leser möchten ihre Lieblingsbücher deshalb nicht nur lesen, sondern auch besitzen und zu Hause ins Regal stellen. Für sie hat Eco "Die Kunst des Bücherliebens" geschrieben. Der Romancier, Wissenschaftler und Geschichtenerzähler aus Italien nähert sich darin der ewigen Frage "War Shakespeare zufällig Shakespeare?", und er zeigt auch, dass mit Werken wie dem "Book of Lindisfarne" oder den "Tres Riches Heures", welche die Geistesgeschichte seit Jahrhunderten prägen, eine ganze Kultur auf dem Spiel steht. 





 Sehr viele Leben...
(zuerst veröffentlicht von parden auf buchgesichter.de am 02.09.2011)


Dieses Buch ist kein Roman. Dieses Buch lässt sich nicht einfach so hintereinander weglesen. Dieses Buch stellt eine Sammlung von Vorträgen, Einführungen und Aufsätzen dar, die Eco zwischen 1992 und 2004 verfasst hat.
Gegliedert ist es in drei Teile: "Über Bibliophilie", "Historica" und "Literarische Narren (und wissenschaftliche)", die jeweils mehrere Beiträge beinhalten.


Meine Bewertung für den ersten Teil würde deutlich höher ausfallen als die gegebenen 7 Punkte für das Gesamtwerk. Hier sprüht Eco geradezu vor Fabulierkunst über Begriffe wie Bibliophilie, Bibliomanie und Biblioklasmus. Was sich hier trocken anhört, liest sich aber problemlos und ist logisch nachvollziehbar. Besonderen Spaß macht hier Ecos augenzwinkender, subtiler Humor, der auch kompliziertere Sachverhalte aufzulockern vermag.
Besonderes Vergnügen machen hier Sätze wie: "Wir machen es uns nicht bewusst, aber unser Reichtum gegenüber dem Analphabeten (oder dem, der zwar lesen gelernt hat, aber nicht liest) besteht darin, dass er nur sein eines Leben lebt und leben wird, während wir sehr viele Leben gelebt haben werden." (S. 14)


Der zweite Teil dagegen ist sehr speziell. Zu speziell, für meinen Geschmack. Er befasst sich mit ausgewählten historischen, mir vollkommen unbekannten Werken, über die Eco z.T. sehr ausschweifende Exkurse schreibt. Das mag in dem ursprünglich gedachten Kontext - ein Vorwort zu einem Buch, ein Aufsatz in einer Zeitschrift - sicherlich angemessen gewesen sein und die passende Zielgruppe erreicht haben. In diesem Buch jedoch habe ich es als unpassend und für den "normalen" Leser auch als uninteressant empfunden.


Der dritte Teil wiederum enthält so manche Skrurrilität und einige interessante und auch amüsante Gedankengänge des Autoren zum Thema Bücher. Ecos 30.000 Bücher umfassende private Bibliothek enthält wohl auch einige kuriose Werke, über die er sich hier z.T. auslässt.
Besonders gefallen hat mir in diesem Teil der innere Monolog eines E-Books, in dem es um die Gefühle geht, wenn statt einem Bücherherzen plötzlich ganz viele in seiner Brust schlagen...


Was man anerkennen muss: Eco ist ein gebildeter und im wahrsten Sinne des Wortes belesener Mensch. Ein Sammler von Bücherschätzen. Und jemand, der sein Wissen mit anderen teilen möchte.
Teilweise vermag er auch für den Laien hochinteressante Zusammenhänge zu erläutern und dies mit seinem Zynismus und trockenen Humor auflockernd zu untermalen. Teilweise jedoch ist er einfach auch nur anstrengend zu lesen. Sei es, weil der jeweilige Aufsatz eigentlich an ein sehr spezielles Fachpublikum gerichtet ist oder sei es, weil er Geduld und Fähigkeit des Lesers zu sehr strapaziert. Ein Satz beispielsweise, der anderthalb Seiten lang ist und nur aus Aufzählungen besteht, lässt meine Konzentration irgendwann schwinden. Oder die häufig angeführten Zitate in der Originalsprache eines angegebenen Buches (italienisch, lateinisch, französisch, englisch) ohne eine entsprechende Übersetzung ins Deutsche überfordern mich teilweise trotz meiner Sprachkenntnisse.


Zusammenfassend kann ich also kein einhelliges Urteil über das Buch abgeben. Phasenweise hat es mir wirklich gut gefallen und ließ mich die Sachverhalte problemlos nachvollziehen, teilweise war es aber auch zu speziell und uninteressant und für den Laien kaum noch nachvollziehbar.
Insgesamt freue ich mich aber, dass ich es lesen konnte und danke Uwe (Karatekadd) für die freundliche Leihgabe! 

 
Ich vergebe für dieses Buch 7 von 10 Punkten.

© Parden


zum Autor 
Deutsche Nationalbibliothek 

Montag, 24. Juni 2013

BG:KaratekaDD in Tokio...

 KaratekaDD´s in Tokio... oder Wie kauft man ein Schwert?

(zuerst veröffentlicht unter buchgesichter.de am 21.04.2010)

Miyamoto ►MUSASHI, alter Schwertkunstmeister aus Japan, hat dieses Buch (► Buch der fünf Ringe (jap. 五輪書 Gorin no Sho) zur Kriegskunst der ►Samurai, genauer gesagt der japanischen Schwertkämpfer geschrieben. allerdings soll dieses Buch nur der Aufhänger einer Geschichte sein, eine Rezension folgt vielleicht später.
Während KaratekaDD in Japan war, das ist bisher einmal passiert und allen bekannt, da wollte er auch ein japanisches Schwert erwerben. Nicht so ein Ding wie aus dem Ramschladen zu Hause um die Ecke. Mit Plastik im Griff statt Rochenhaut und einer ordentlichen ►TSUBA, nicht aus Plaste wiederum. Am besten ein ►KATANA, ein Langschwert. Eins von ►HATTORI HANZO* am besten. Aber den kannten die drei KaratekaDD damals noch nicht. Und auch nicht die Frau im gelben Motorradanzug, die sich von dem Schwertschmiedemeister das letzte Schwert eigens schmieden lies um am Ende den Bill mit der Fünf-Punkte-Pressur-Herz-Explosionstechnik ins Jenseits zu befördern. Wozu brauchte Kito eigentlich das teure Schwert?


Ein Katana, oder ein Tanto, oder ein Wakizashi - was denn nun?


Letzter Tag vor der Abreise nach Hause in Tokio. Mit der ganzen Truppe tappen KaratekaDD Nr. 1, KaratekaDD Nr. 2 und KaratekaDD Nr. 3 immer der Chefin namens Elke hinterher in ein Waffengeschäft. Oh, die Auswahl war groß. Wenn wir auf ein Mordinstrument japanischer Schwertschmiedekunst zeigten, gab es uns der Händler in die Hand. Die Chefin musste permanent Fragen übersetzen. So ließen wir uns eines nach dem anderen zeigen. Am liebsten wäre uns ja ein Set gewesen: ein KATANA (Langschwert), ein ►WAKIZASHI (Kurzschwert) und ein ►TANTO (Kampfdolch). 


 Mit dem letzteren begeht man ►SEPPUKU, fälschlicher Weise auch HARA KIRI genannt, letzterer Ausdruck soll aber vulgär sein.
Mit einem TANTO und einem KATANA wird die japanische Art des Selbstentleibens betrieben. Das Tanto stichst du dir kniend in den Bauch, bewegst es ordentlich hin und her, rauf und runter, eigentlich reicht das schon und es tut weh. Damit das Elend nicht zu lange dauert, steht ein Freund mit dem Katana hinter dir und schlägt dir die Rübe ab.

Will ich knien oder stehn? Tanto oder Katana?


Alles Quatsch, wir brauchten die Dinger doch fürs Wohnzimmer. Am besten alle drei in einem schönen schwarz lackierten Ständer dazu. Aber das liebe Geld. Alle drei hätten so an die zwei tausend Mark oder mehr gekostet. (Zu Hause im Ramschladen vielleicht 150 DM - aber siehe oben)


Die gekauften Schwerter wurden liebevoll verpackt. Dabei erklärte uns der Händler, wie man sie pflegt und hat auch gezeigt, wie man das anstellt. Nun bekamen alle Schwertkäufer Angst, dass es am Flughafen Ärger gäbe. Wegen dem Zoll. Japanische Klingen dürfen nämlich nur wenige pro Jahr ausgeführt werden. Das gilt allerdings für meisterlich handgeschmiedete oder wirklich historische Klingen. Die haben aber viel mehr Nullen vor dem Komma.

 

KaratekaDD Nr.1 hat nun ein schickes Schwert in schwarzer Scheide. Toll gearbeitet, eine Augenweide. KaratekaDD Nr. 2 hat auch eins, die Scheide und der Griff haben einen ansprechenden Ockerton. Wie es sich gehört, wurde echte Rochenhaut verarbeitet. Tsuba, Schwertband und alles andere bestens gearbeitet.

Und KaratekaDD Nr. 3? Der hatte seine Kreditkarte in der Unterkunft vergessen und nun diese Geschichte geschrieben.
Dafür hat er das Buch von Miyamoto Musashi gelesen und kennt sich nun in der Kunst des Samurai - Schwertweges aus. 

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* Glaubt man wikipedia.de dann ist  服部 半蔵 eine historische Figur. Den meisten ist er wohl nur bekannt aus Quentin Tarantino´s Film KILL BILL
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©KaratekaDD (24.06.2013)

Schilddorfer, Gerd: Falsch

Cover

Rätselhaft…   
meine Rezension zu Gerd Schilddorfers Roman FALSCH  
(auch veröffentlicht unter lovelybooks.de am 24.06.2013)

… war mir bis zuletzt geblieben, warum der Roman des Österreichers Gerd SCHILDDORFER eigentlich FALSCH heißt. Weil der Leser sich bis fast zum Schluss auf FALSCHER Fährte befindet? Jetzt weiß ich, warum FALSCH in jeder Hinsicht der richtige Titel für diese Geschichte ist.


Eine Gruppe bewaffnete Männer bewegt sich im Jahr 2010 im südamerikanischen Dschungel auf die Hütte eines alten Mannes zu. Der lässt noch drei geheimnisvolle Brieftauben aufsteigen und bringt sich anschließend um. Warum? 


Etwas früher macht sich im Jahre 1917 ein jüdischer Juwelierexperte und Schmuckhändler auf, das revolutionäre Russland zu verlassen. Er lässt alles zurück außer einen großen Schock an äußerst wertvollen Diamanten. Wiederum im Jahr 2001 wird aus einer riesigen Diamantmine eine größere illegal gesammelte Menge von Diamanten in den sibirischen Weiten gesammelt und auf geheime Weise abtransportiert. Mit einem Flugzeug, das gar nicht fliegen darf und in dem der Kopilot den Kapitän erschießt nur um anschließend abzustürzen. Im Jahr 2010 kommen die Diamanten trotzdem an ihren inzwischen neuen Bestimmungsort, sogar in die richtigen Hände aber über einen Umweg? Wieso heißt die Aktion 2001 OPERATION KRONSTEIN und damit wie der oben genannte Schmuckhändler des russischen Adels einschließlich der Zarenfamilie? Hier ist Mr. Zufall im Spiel, denn der Drahtzieher welcher die Diamanten für seine kriminelle Organisation beansprucht, will auch einen Gegenstand, der mit einer der drei Brieftauben versendet wurde. 

CRUMMAN H16 Albatros
Vier alte Männer teilen ein Geheimnis aus den letzten Tagen des Krieges und wollen es bewahren. Einer beauftragt einen alten Abenteurer namens John FINCH. Ein Fliegerass von etwas über Mitte 60, der eine  GrummanHU-16 Albatros fliegt, ein Wasserflugzeug. 


The Expandables
Abschweifend sei bemerkt, dass so eine Maschine von Silvester Stallone in ►THE EXPENDABLES geflogen wird. So wie Stallone alias THE SHIZO  in dem Film fliegt auch FINCH, allerdings ohne Bewaffnung.Wenn es sein muss auch Hubschrauber, aber besonders viel Glück hat er mit seinen Maschinen nicht, sie kommen ihm im ungelegensten Moment abhanden.


FINCH & Co das sind: Georg GRUBER (Sohn von Franz), FIONA Klausner (Enkelin von Wilhelm), ALFREDO (Sicario in Medellín / Kolumbien) und VINCENTE (den hat Alfredo mal aufgelesen, er ist stumm). Sie müssen zwischen Brasilien und Kolumbien hin und her, außerdem streifen sie England, Italien, Österreich und die Schweiz. Auf der Suche nach einem wertvollen Geheimnis. Außerdem ist Cptn. SPARROW mit dabei…

Würde allerdings ein Gepäcklader am Münchener Flughafen nicht einem hübschen reichen Mädchen hinterherlaufen, dann würden unsere oben genannten Freunde wohl immer noch nach dem Geheimnis suchen…

FRANZ, WILHELM, KLAUS & PAUL sind die vier Musketiere, aber die können FINCH und Co beizeiten nicht mehr helfen. Doch jetzt ist Schluss mit der Spoilerei…


Gerd Schilddorfer
Man muss es dem Autoren, dem Gerd SCHILDDORFER lassen: Er hat einen unglaublich fesselnden Roman verfasst, der den Leser ständig in die Irre lesen lässt. Nie kommt das raus, was man annimmt. Selbst gegen Ende des Buches hört das nicht auf. Die  Figuren können unterschiedlicher nicht sein und die Rolle eines jeden ist letztlich irgendwo entscheidend für das Vorankommen. Die unglaublichen Verschachtelungen lassen förmlich Hochachtung dafür aufkommen, dass er in dem Gespinst nicht den Faden verloren hat. Der Roman ist in vierzehn Kapitel eingeteilt und jedes davon in kleinere Abschnitte. Der Autor springt in diesen ständig von einem Ort zu einem anderen und damit zu unterschiedlich Beteiligten und im Verlaufe des Buches auch zeitlich vor und zurück. Die zeitlichen Ebenen sind chronologisch 1917, 1945, 2001 und 2010. Dies geht schon im Prolog los.


SS - Ehrenring
Anfangs dachte ich, dass es wieder mal um eine Art ►ODESSA – Geschichte geht (ODESSA: Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen), die ja immer gut ist für das Verstecken aller möglichen geraubten Schätze oder Bargeld. Das würde dann nahelegen, dass die vier Musketiere SS-Offiziere waren, die sich mit viel Geld über den römischen Weg nach Südamerika aufgemacht haben. Das würde auch den ►Ring erklären, der an einer Brieftaube befestigt war. Und einer davon wäre so wichtig gewesen, dass die „Welt“ bzw. die Geheimdienste z.B. Ihrer Majestät nach ihnen suchen. Letzteres denkt der Leser sowieso. Aber es kommt wirklich alles anders.


Es bleiben aber trotzdem ein paar seltsame Aspekte, bei denen ich denke, dass Gerd SCHILDDORFER (► Blog) es ein wenig übertrieben hat. Das betrifft die Herkunft* der Musketiere zum Beispiel und ihre Beweggründe so und nicht anders zu handeln. Oder die Operation KRONSTEIN, da musste ich eben noch mal blättern, die war bis eben nicht so ganz klar. Trotzdem finde ich, dies war ein bisschen zu viel des Guten.

Aber ob der Wunsch von Gerd, jeden Leser möglichst oft in die Irre lesen zu lassen sonst geklappt hätte?

Wenn ich das jetzt so stehen lasse, dann nur, weil genau dies mein Eindruck war nach dem lesen. Inzwischen hat der Gerd nämlich mit meinen "Verständnislosigkeiten" bei der alten / neuen Leserunde bei lovelybooks.de aufgeräumt. So relativiert sich alles mit der Zeit. 




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* Aber auch das ist ziemlich kompliziert, wenn man folgenden Artikel zur Kenntnis nimmt. ► Stern.de vom 24.01.2005

HEISS kommt als neuer Roman demnächst heraus. Dazu gibt es eine ► Leserunde bei lovelybooks.de 

Bleibt die Frage, ob ich die Romane EWIG, TEUFEL, NARR auch noch lesen soll. Dazu warte ich aber erst einmal HEISS ab, die Leserunde wird bestimmt gut, wie man an der zu FALSCH sehen kann. Das stimmt doch Anne, oder?
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Gerd Schilddorfer in der Deutschen Nationalbibliothek
Heiß - DNB -  
Falsch - DNB

©KaratekaDD (24.06.2013)